Nach erfolgreichen Konzerten 2009 und 2019 ist der Orchesterverein Concentus21 auch heuer wieder mit Klassik in Wien im schönen Theater am Kurpark Oberlaa zu Gast.
Yolotzin Cruz Cedillo am Fagott
Beim Sonntagskonzert unter dem Motto “Mexiko trifft Wien” wird ein buntes Programm geboten. Passend zum Beethoven Jahr beginnt das Konzert mit der Egmont Ouvertüre. Den “mexikanischen” Teil des Konzerts bestreitet dann die junge Solistin Yolotzin Cruz Cedillo mit dem Fagottkonzert von Carl Maria von Weber. Die Musikerin studiert bei Prof. Marcelo Padilla an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Sie konnte bereits zahlreiche Preise gewinnen und spielte im nationalen mexikanischen Jugendorchester das Solofagott. Auch in Wien ist sie als Orchestermusikerin aktiv und spielte jüngst im ORF RSO bei Hollywood in Vienna mit.
Im zweiten Teil des
Konzerts bringt das Orchester eine weitere von Schuberts Jugendsymphonien zu
Gehör. Die 4. Symphonie in c-Moll wird auch als “Tragische”
bezeichnet und zeugt vom kompositorischen Können des damals gerade einmal
19-Jährigen. Als Hommage an die mexikanische Heimat der Solistin hat das
Orchester eine Zugabe vorbereitet, die die Brücke zwischen Wien und Mexiko
schlägt.
Auch für das
leibliche Wohl wird gesorgt. Das Kaffeehaus der Seniorenresidenz bietet ein
Pausenbuffet, aber auch ein Besuch in der nahegelegenen Kurkonditorei Oberlaa
lässt sich gut mit dem Konzert verbinden.
Als Orchestermusiker ist man immer wieder damit konfrontiert, dass man neue Konzertprogramme vorbereiten muss. Dafür bedarf es etwas mehr, als nur die eigene Stimme durchzuspielen. In diesem Artikel soll es darum gehen, wie man als Streicher ein neues Programm effektiv angeht.
Bevor die Orchesterproben beginnen
1. Schritt – Hören und Verstehen
Im Orchester ist es wichtig, nicht nur die eigene Stimme zu kennen, sondern auch zu wissen, wie ein Stück grundsätzlich aufgebaut ist, wie es sich anhören sollte, wo wichtige Einsätze sind und vieles mehr. Deshalb ist der erste wichtige Schritt, sich vor der ersten Probe mit dem neuen Stück vertraut zu machen. Dazu kann man das Stück einfach anhören (auch mehrfach ;)), aber auch anhören und dabei die eigene Stimme mitlesen oder noch besser anhören und die Partitur mitlesen. Zu den meisten Stücken findet man Partituren online z.B. in der Petrucci Music Librabry.
Ebenfalls spannend kann es sein, sich das Stück von verschiedenen Orchestern und unter verschiedenen Dirigenten anzuhören. Schubert klingt nicht gleich Schubert und Mozart nicht gleich Mozart. Unterschiedliche Tempi, Dynamik und Phrasierung kann einen sehr großen Unterschied ausmachen. Auch interessant ist es, sich über den Hintergrund eines Stückes zu informieren. Wann hat der Komponist es geschrieben? Gab es einen Auslöser dafür? Wer ist der Widmungsträger und warum? Manches davon steht im Internet und oft findet man bei den verschiedenen Klassik Radios Hintergrundgeschichten, Podcasts und ähnliches.
2. Schritt – Schwierige Stellen identifizieren
Hat man das Stück angehört und eine Vorstellung davon, wie es klingen soll, ist der erste wichtige Schritt, einmal alles durchzuspielen und zwar im finalen Tempo. Dabei merkt man sofort, welche Stellen einfach so funktionieren und welche Stellen schwierig sind und geübt werden müssen. Die schwierigen Stellen markiert man sich beim Durchspielen und kommt anschließend auf sie zurück. Man nimmt sich jede schwierige Stelle einzeln vor und überlegt, worin die Schwierigkeit besteht. Ist es der Bogenstrich oder der Fingersatz oder die Koordination? Für jedes Problem gibt es die passende Übestrategie.
3. Schritt – Übungsplan erstellen
Sind die schwierigen Stellen klar und definiert was geübt werden muss, kann man daraus einen Übeplan ([8]) erstellen. Hierzu gibt es viele verschieden Ressourcen und Strategien, die letzten Endes auch immer davon abhängig sind, wie viel Zeit man zum Üben zur Verfügung hat. Gut wäre, man hätte pro Tag 30 Minuten Zeit für die Orchesterstücke, aber auch mit 10 Minuten jeden Tag kann man einiges erreichen. Nur wenn man gar keine Zeit zum Üben hat, sollte man sich das mit dem Orchester nochmal überlegen 😉 In der Probe sollte das Augenmerk auf das Zusammenspielen gelegt werden können, was nur funktioniert, wenn nicht jeder nur mit sich selbst kämpft.
4. Schritt – Üben
Wenn man nun also nach dem eigenen Übeplan übt, dann ist es wichtig, die schwierigen Stellen nicht einfach durchzuspielen, denn damit übt man nur das, was nicht funktioniert noch mehr ein. Stattdessen sollte man sich entsprechend der Schwierigkeit der Stelle die passende Strategie aussuchen und langsam und mit Bedacht üben. Itzhak Perlman hat zum Üben einen schönen Satz geprägt:
“If you practice something slowly, you forget it slowly. If you practice something fast, you forget it fast.”
Itzhak Perlman – Geiger
Hat man Probleme mit der Bogeneinteilung? Vielleicht hilft ja eine “Bow Distribution Map”? ([6])
Ist ein Lauf schwierig und schnell? Dann sucht man sich zuerst die passenden Fingersätze ([4]), danach übt man z.B. in rythmisierten Pattern ([5]). Auch sinnvoll ist es nach dem vom Vokabellernen bekannten Karteikastenprinzip zu üben, dabei werden die schwierigen Passagen so lange geübt, bis man sie 5 mal nacheinander komplett fehlerlos spielen kann. (Tipp “Serial Practice” [7])
Sind die Lagenwechsel an einer Stelle schwierig? Man übt die Lagenwechsel langsam zuerst vorwärts, anschließend “rückwärts”, liest also die Noten von rechts nach links und wechselt damit die Lage in die andere Richtung. Danach geht es in die richtige Richtung gleich viel schneller.
Hat eine Passage einen schwierigen Rythmus oder einen Übergang zum Beispiel von Achtel auf Triolen? Da hilft am Besten mit Metronom üben. Moderne Metronome und vor allem Metronom-Apps (z.B. Soundbrenner) ermöglichen es, nicht nur die Taktart und die Metronomzahl einzustellen, sondern auch eine Unterteilung. Man kann also zum Beispiel einen 4/4 Takt mit MM = 100 einstellen und sich dabei Triolen geben lassen.
Hat man alles geübt und ist überzeugt, man kann nun alles, dann sollte man sich selbst testen zum Beispiel, in dem man mit einer Aufnahme mitspielt. Bei YouTube gibt es viele Aufnahmen bei denen man auch den Dirigenten sehen kann, so kann man sich fast fühlen, als wäre man Mitglied bei den Philharmonikern 😉 Spielt man nun also mit einer Aufnahme mit, wird man schnell merken, welche Stellen dann doch noch nicht so gut funktionieren und kann den eigenen Übeplan entsprechend anpassen.
Nützliche Links und weitere Ressourcen
Weitere interessante Ressourcen zum Üben und Details zu oben erwähnten Methoden findet man hier:
Practicing for many hours can be useless or even counterproductive when you're doing it wrong. In this video I share 3 tips:
Gepostet von Violin Lounge am Mittwoch, 15. August 2018
Während der Probenzeit
Hat man die Stücke gut vorbereitet und die Orchesterproben beginnen, dann sollte man ebenfalls einige Dinge beachten. Welche das sind, behandeln wir in unseren nächsten Blogs.
15 Jahre Concentus21 – ein festlicher Anlass! Unter diesem Motto hatte das Orchester zum großen Festkonzert nach Donaustadt geladen. Im festlich geschmückten Saal nahmen über 200 Gäste Platz und lauschten dem Orchester, das mit stattlichen 52 Musikern und Dirigent die Bühne mehr als ausfüllte.
Die festliche Einleitung des musikalischen Teils machte die Ouvertüre zur Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel, bevor die Vereinsobfrau Cornelia Szabó-Knotik in ihrer Ansprache das Publikum begrüßte und vor allem den zahlreich erschienen Stammgästen für ihre langjährige Treue dankte. Beim folgenden Trompetenkonzert von Johann Nepomuk Hummel glänzte der Solist Gerald Grün mit schönem Ton und wurde routiniert vom Orchester begleitet. Den Höhepunkt des Abends bot jedoch Carl Czernys 5. Symphonie, die nahezu vergessen wieder einmal vom Dirigenten und musikalischen Leiter Herbert Krenn “ausgegraben” wurde. Die abwechslungsreichen Sätze zeigten Czernys kompositorisches Können, das sich nicht nur auf Klavieretüden beschränkt.
Ob des überwältigenden Applauses bot das Orchester gleich zwei Zugaben aus der Feder von Carl Michael Ziehrer dar und bewies damit, dass es auch in der wienerischen Unterhaltungsmusik zu Hause ist.
Beim anschließenden Sektempfang war man sich einig, dass es ein gelungenes Konzert war. Publikum und Musiker plauderten angeregt und ließen sich den freundlicherweise von Henkell gesponserten Sekt schmecken.